Schaffnerin setzt Minderjährige aus - mal wieder
Unglaublich, dabei haben die vorherigen zwei Vorfälle doch für genug Wirbel gesorgt. Da hat wohl jemand ne lange Leitung.
Mir ist auch mal sowas passiert, da war ich elf. Habe nach der Schule einen Klassenkameraden im Nachbardorf besucht. Abends dann nach Hause gefahren, und da es der letzte Tag des Monats war, habe ich die Monatskarte der Mutter meines Klassenkameraden mitbekommen. Die war nämlich übertragbar und wurde ganz offenbar nicht mehr gebraucht. Der Name des Inhabers stand aber drauf.
Im Zug dann großer Aufstand, das wäre ja wohl an Unverschämtheit nicht zu überbieten, ob ich wirklich glauben würde, ich käme damit durch usw. Neben dem großen P hatte ich dann auch noch das große Fragezeichen in den Augen, weil ihre Echauffiertheit natürlich nicht daran dachten, mir mal eben zu erklären, was denn nun das Problem sein, das sei ja wohl klar, jetzt noch auf unwissend machen, ich brauche mich da gar nicht rausreden etc pp.
Es folgte die wohl übliche Prozedur, mit ins Büro, Personalien aufnehmen, ständiges Geschimpfe, was mein Vater dazu wohl sagen würde, das gäbe bestimmt was hinter die Ohren. Der war übrigens wenige Wochen vorher verstorben, um den Satz warme Ohren bin ich also nochmal drumrumgekommen. Den Effekt auf einen sowieso schon völlig unsicheren und eingeschüchterten Elfjährigen kann man sich aber natürlich lebhaft vorstellen. Habe natürlich angefangen zu heulen, aber noch rausbekommen, dass mein Vater tot sei. Das ist dann wohl zum Rachegott auf Schienen durchgedrungen, und ich durfte dann doch mal kurz sagen, was mit meinem Ticket sei (er hatte das für ein geklautes Schülerticket gehalten, stand ja ein Frauenname drauf. Das die ganz anders aussehen, sind Details). Kurz vor Itzehoe waren wir dann auch soweit, dass das große auf dem Ticket aufgedruckte “Übertragbar” nicht nur mir, sondern auch ihm klar war.
Durfte dann ohne Handschellen und wartendes SEK aussteigen. Die Eigentümerin des Tickets hat sich dann wohl später bei der Bahn beschwert und ich hab noch ein “Es-tut-uns-ja-sooo-leid”-Schreiben und ne Werbebroschüre bekommen. Klasse wa? Seitdem fahre ich jedenfalls immer mit Fahrschein.
Das Verhalten der Fahrscheinkontrolleure ist mir mitunter echt ein Rätsel, auch Leute mit Ticket werden oft angenölt. Besonders toll war auch die Fahr mit dem IC neulich, die zwischen Frankfurt und Hannover drei verschiedene Besatzungen am Start hatte, die alle das Ticket sehen wollte - inklusive aller dazugehörigen Ausweisdokumente, weil ist ja Onlineticket und ich hätte ja die Zangenabdrücke auch selbst mit dem Kuli machen können oder so…
Vielleicht übt das Personal ja auch schon mal für den Börsengang der Bahn. Wenn der chinesische Staatsfonds bei der Bahn einsteigt werden ja vielleicht auch chinesische Konfliktbeseitigungsmethoden im Zug eingeführt (wer kein Ticket hat, wird erschossen oder vor den nächsten Gegenzug geworfen).
Zum Thema passt übrigens auch dieser, im lawblog gefundene Link: Buscatraz.
Manchmal vermisse ich echt die argentinischen Reisebusse. Da war die Besatzung so gut wie immer entspannt und gerade auf den längeren Strecken mit echter Dienstleistungsmentalität dabei. “Kann ich ihnen helfen?”