Warum dieser Blog
Eigentlich habe ich schon einen Weblog, nämlich diesen hier. Bisher finden sich dort Einträge über meine Reisen nach Ecuador und Argentinien, und ich möchte die thematische Ausrichtung eines Reiseblogs nicht durch eher tägliches Einerlei, unqualifiziertes Gesenfe Meinungsäußerungen und eventuellen technischen Kleinkram aufweichen, denn darin geht meiner Ansicht nach der Sinn jenes Blogs verloren. Natürlich kann man mit Kategorien arbeiten, aber ich glaube nicht, dass das zu dem führt, was ich möchte. Außerdem ergibt sich somit eine gute Möglichkeit, einmal mit Wordpress herumzuspielen. Inwiefern es zu regelmäßigen Einträgen kommt, wird abzuwarten bleiben, aber immerhin habe ich ja keine Bringschuld zu erfüllen.
Fehlt eine Erläuterung zum Titel. Es handelt sich um die Rechtfertigung vieler Wissenschaftler, warum man ein Problem untersucht, warum man etwas ausprobiert, warum man sich mit etwas beschäftigt. Konkret handelt es sich um die Antwort eines Mathematiklehrers auf die Frage, warum man denn die Riemannsche Zahlenkugel untersuche (mal abgesehen davon, dass sich dort tatsächlich Geraden im unendlichen scheiden, wie einem in der Mittelstufe immer erzählt wird). Inzwischen weiß ich, dass es durchaus noch andere Gründe gibt, aber ich glaube, dass ich damals mit dem Begriff Kompaktheit noch nicht viel hätte anfangen können. Das Argument hat aber seine Gültigkeit behalten. Warum ein Problem untersuchen - Weil es da ist. Warum auf einen Berg steigen - Weil er da ist. Warum in ein anderes Land reisen: Weil es da ist. Warum etwas neues ausprobieren - weils geht. Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Wer sich nicht hin und wieder mit etwas neuem beschäftigt, wird seine geistige Beweglichkeit verlieren, und wer seine Neugierde verloren hat, wird irgendwann geistig abgestumpft zwischen Bild und Bärbel Schäfer enden. “There is no wealth like knowledge, no poverty like ignorance” (Ali zugeschrieben).
Natürlich soll das keine Rechtfertigung sein für Fortschritt um des Fortschritts willen, nach dem Motto “wir müssen jetzt aber Atombomben bauen, weiter, immer nur weiter”. Wer nicht über die Konsequenzen seiner Handlungen nachdenkt, hätte sie besser gar nicht erst unternommen. Es gibt Länder, die bereist man besser nicht während dort gerade ein Bürgerkrieg tobt, es gibt Berge, die man besser nicht besteigt, wenn man es nicht wieder heil herunter schaffen würde, es gibt Bomben, die besser ungebaut geblieben wären. Es gibt aber meines Wissens kein mathematisches Problem, das zu untersuchen verwerflich wäre. Schwein gehabt.
Natürlich soll sich dieser Blog nicht (nur) um Mathematik drehen, Da gibt es schon genug (abschreckende) Beispiele. Der Leser sei aber gewarnt, meine mitunter etwas überschwängliche Begeisterung für völlig abstruse Probleme wird ziemlich sicher auch auf diesen Blog überschwappen. Nicht alles wird von Interesse sein. Jemand hat Weblogs einmal die Klowände des Internets genannt. Jeder kann einfach so seinen geistigen Dünnpfiff in die Welt posaunen, ohne dass er danach gefragt worden ist. Ja und? Niemand wird zum Lesen gezwungen, jeder ist dazu eingeladen. Ich bin dankbar dafür, dass wir in einem Land leben, in dem es möglich ist, seine Meinung kundzutun. Und so ist die Antwort auf die Frage “warum dieser Blog?” gleichzeitig sein Titel: Weils geht.